22. Tübinger Förderpreis
EiszeitQuell prämiert Forscherin mit 5.000 Euro

Reutlingen, 6. Februar 2020. Die Eberhard-Karls-Universität Tübingen verleiht ihren diesjährigen Förderpreis für Ältere Urgeschichte und Quartärökologie an Dr. Flavia Venditti von der Universität Rom. Sie erhält die mit 5.000 Euro dotierte Auszeichnung für Ihre Erkenntnisse zum Recycling-Verhalten in der Altsteinzeit.

Recycling ist definiert als Prozess, bei dem Abfallstoffe einer Wiederverwertung zugeführt werden. Die meisten Menschen betrachten es als eine zeitgenössische Erscheinung, die mit der ökonomischen und ökologischen Politik der Industriegesellschaften verbunden ist. Ein Irrtum, den Flavia Venditti, mit ihren Forschungen nachgewiesen hat.

Recycling gab es schon vor Jahrtausenden

Aufzeichnungen belegen, dass die Wiederverwendung zum Verhaltensrepertoire vieler vergangener Gesellschaften sowie traditioneller Jäger- und Sammlergruppen gehörte. Venditti gelang es nun nachzuweisen, dass Menschen bereits vor 400.000 Jahren nicht mehr brauchbare Steinwerkzeuge weiterverwertet haben. Spuren in einer Höhle in Israel lassen darauf schließen, dass die Bewohner über längere Zeit und in beachtlichem Umfang ausrangierte Werkzeugteile zu kleinen, scharfkantigen Schneidwerkzeugen weiterbearbeitet hatten. Es ist davon auszugehen, dass sie verwendet wurden, um beispielsweise erlegte Tiere sorgfältig zu häuten und präzise zu zerlegen. Das wiederum gibt Aufschluss über die fortgeschrittenen kognitiven Fähigkeiten der Höhlenbewohner. Dass trotz des regional hohen Vorkommens an Rohmaterial vorhandene Gegenstände weiterbearbeitet wurden, markiert den Aspekt des Recyclings im klassischen Sinne.

Achim Jarck (Romina Mineralbrunnen GmbH) – Bettina Class (Romina Mineralbrunnen GmbH) – Dr. Flavia Venditti (Preisträgerin) – Prof. Dr. Nicholas J. Conard (Universität Tübingen)

Nachhaltigkeit – gleichbleibend modern

Achim Jarck, Geschäftsführer Romina Mineralbrunnen, gratuliert Venditti zur Auszeichnung und erklärt: „Bei Romina schöpfen wir buchstäblich aus den Ressourcen der Eiszeit. Wir verfolgen daher mit großem Interesse, was engagierte Wissenschaftler wie Flavia Venditti immer wieder Neues aus dieser Zeit entdecken und unterstützen gerne den Tübinger Förderpreis.“
Der Tübinger Förderpreis wird jedes Jahr für innovative Arbeiten herausragender Nachwuchswissenschaftler zur eiszeitlichen Archäologie, Quartärökologie und Evolution des Menschen verliehen. Er ist mit 5.000 Euro die höchst dotierte Auszeichnung dieser Art für Archäologen.